Das Kinder- und Jugendmuseum mondo mio! im Dortmunder Westfalenpark fasziniert große und kleine Besucher:innen immer wieder mit interessanten und interaktiven Ausstellungen. Hier ist der Museumsbesuch mit Sicherheit nie langweilig. Bereits in der Vergangenheit hat die ProFiliis-Stiftung mehrfach Projekte des Museums gefördert.
Im Jahr 2018 startete eine neue Ausstellung, die unter dem Titel „Gestrandete Erinnerungen“ lief.
Aleida Assmann mahnt in ihrem Buch „Auf dem Weg zu einer europäischen Gedächtniskultur?“ eine gemeinsame west- und osteuropäische Erinnerungskultur an, in deren Zentrum die Gewaltverbrechen der Kriegs- und Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts stehen. Denn eine „unaufgearbeitete Verbrechensgeschichte“ … „unterminiert den Weg der Demokratie“, so Assmann. Erst das Wissen, das mit den Erinnerungen freigelegt wird, kann „Hass, Gewalt und Ausgrenzung gegen andere bändigen.“ Der lange verbindliche Konsens einer „solidarischen(n) Erinnerung an das nicht Wiedergutzumachende“ (Jürgen Habermas), der die bundesdeutsche Demokratie angesichts der Verbrechen der Nazis einigte, ist aufgebrochen und zerfällt zunehmend: Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit sind keine Tabus mehr, sie graben sich unter dem Vorwand einer neuen nationalistischen Identitätsdefinition tief in den demokratischen Diskurs ein.
Auf Grundlage dieses Buches entstand das Projekt „Gestrandete Erinnerungen“. Flucht ist ein Thema, was spätestens seit der „Flüchtlingskrise“ wieder sehr präsent geworden ist und Menschen, egal welchen Alters, beschäftigt.
Das Thema wird in Form eines Spiels behandelt. Bis zu 30 Spieler:innen können gleichzeitig in einem Spiel-Raum spielen. In einem alten Pappkarton finden sich, versteckt unter verschiedenen Unterlagen, 15 Fotos von Alltagsobjekten, die vergessen worden sind. In Zweierteams suchen sich die Spieler:innen einen Gegenstand aus, über dessen Geschichte sie sich im Laufe des Spiels an verschiedenen Stationen auf Spurensuche begeben. Die einzelnen Stationen sind thematisch festgelegt:
- Aufbrechen / Verlassenmüssen / Fluchtgründe
- Flucht / Gewalterfahrungen / Traumata
- Heimat / Erinnerungen / Überlebensstrategien
- Ankommen
- Hoffnung / Zukunft
Insgesamt müssen am Ende drei passende Erinnerungsfragmente zu dem jeweiligen Objekt der Teams gefunden worden sein, erst dann erfahren die Spieler:innen die gesamte Geschichte des Menschen, der sich hinter ihrem Objekt verbirgt. Hierunter verstecken sich verschiedene Charaktere wie bspw. Willy Brandt, Albert Einstein oder Georg Büchner, aber auch fünf anonymisierte Fluchtgeschichten aus der Gegenwart.
Erst wenn die komplette Geschichte „erspielt“ wurde, können die Spieler:innen belegen, dass die Geschichten ihren Platz im Museum verdient haben und ausgestellt werden können, sodass sie nicht in Vergessenheit geraten.
Während der ca. 90-minütigen Spieldauer beschäftigen sich die Jugendlichen intensiv mit der Fluchtgeschichte ihres Charakters, erfahren Hintergründe und entwickeln dabei Empathie und Verständnis für die Geflüchteten. Somit wird ein hochkomplexes und zeitgleich so wichtiges Thema auf spielerische Weise aufgearbeitet.
ProFiliis unterstützt diese ausgefallene Ausstellung mit einer Fördersumme von insgesamt 7.000, - Euro.
*entnommen aus der Projektbeschreibung des Projektpartners
sf